Stop-Motion-Zauber
Schön, dass du da bist,
Was wäre, wenn deine Farben leben würden? Ich meine so richtig. Wenn sie sich bewegen könnten. Morgens wenn dich die Sonne weckt, weil sie so schön hell in dein Zimmer scheint und die ersten Vögel draußen ihr Lied zwitschern. Dann würdest du aus deiner Schultasche, deinen Schubladen, Kisten und Kästen ein knistern und klappern hören. Leises Tuscheln, genüssliches Gähnen, heimliches Kichern und lautes Lachen. Du würdest dich vielleicht fragen: "Was haben die kleinen Monster wohl heute wieder angestellt?" Oder: "Ob sie mir wohl wieder ein so schönen Guten Morgen Gruß gezaubert haben?"
Nachdem du dich noch einmal ordentlich gereckt und gestreckt hättest und deinen großen Zeh schon einmal testweise unter deiner Decke hervorschauen ließest, würdest du ganz leise aufstehen. Die Vorhänge öffnen und zu deinen Stiften und Farben schleichen. Denn bestimmt wären sie genauso schreckhaft wie frech.
Was wäre, ja was wäre wenn?
Vor langer, langer Zeit - 1861 um genau zu sein - lebte in Paris ein Mann, der genau so einen Traum hatte: Dinge, die sich eigentlich nicht von allein bewegen können, zum Leben zu erwecken. Sein Traum war sogar noch größer, er wollte gerne zaubern. Er wollte zum Mond fliegen und Dinge verschwinden lassen, damit sie gleich danach wieder erscheinen können - wie von Zauberhand.
Dieser Mann hieß Georges Méliès. Er war ein französischer Theaterbesitzer, Filmregisseur und Illusionist. Ein Illusionist erzeugt, ähnlich wie ein Zauberkünstler, mit kleinen Tricks und technischen Hilfsmitteln Sinnestäuschungen bei seinem Publikum. Das Publikum denkt also, Dinge zu sehen, die es eigentlich gar nicht geben kann. Mit solchen Illusionen bringt er sein Publikum so zum Staunen, dass sie denken, dass sie ihren Augen nicht mehr trauen können. Denn das, was sie sehen, kann eigentlich gar nicht sein!
Als Filmemacher in einem Theater konnte Georges Méliès ganz besonders tolle Illusionen in seinen Filmen erzeugen. Filme waren übrigens für die Menschen, die zu dieser Zeit lebten, auch etwas ganz Neues. Viele erschreckten sich und staunten nicht schlecht, wenn beispielsweise auf einmal eine große Lokomotive - im Film - auf sie zugefahren kam.
Damit seine Tricks besonders echt wirkten, hat sich Georges Méliès, etwas Tolles einfallen lassen. Er hat mit einer besonderen Technik, der Stop-Motion-Filmtechnik, im Film zaubern können. So konnte er zum Beispiel Menschen an einer Stelle verschwinden und an einer ganz anderen plötzlich wieder auftauchen lassen. Er war der erste Filmemacher der richtige Geschichten erzählen konnte. Denn Ton in Filmen gab es damals noch nicht. Die ersten Filme waren alle Stummfilme.
Doch was ist das besondere an dieser Stop-Motion-Technik, fragst du dich vielleicht. Bei dieser Art Filme zu drehen, nimmt man nacheinander ganz viele Fotos auf. Die Fotokamera bewegt sich dabei nicht. Nur die Dinge, die in dem Film zum Leben erweckt werden sollen, werden Stück für Stück mit der Hand bewegt. Jede kleine Bewegung wird dann mit einem Foto festgehalten. Die vielen Fotos, die so entstehen, werden am Ende ganz schnell hintereinander gezeigt. So entsteht der Eindruck - die Illusion - dass sie sich tatsächlich alleine bewegen können.
Wie bei einem Daumenkino. Und genauso funktioniert es auch, wenn in einem solchen Film ein Mensch weggezaubert werden soll: zuerst bewegt er sich auf den Fotos und dann „Abra-Kadabra“ ist er verschwunden, weil er nicht mehr abgebildet wird. Er springt aus der Kulisse, ohne dass das Publikum es sehen kann.
Das klingt ganz schön kompliziert, oder? Ist es aber nicht! Wenn du möchtest, zeige ich dir heute wie es geht.
Du brauchst:
- Dinge, die sich bewegen sollen und
- einen Fotoapparat, am besten geht es mit einem Smartphone, also einem Handy. Ich benutze für die Fotos eine Stop-Motion-Film App. Mit dieser App kann ich Fotos aufnehmen und sie werden direkt in einen kleinen Film verwandelt. Wenn du im App Store nach "Stop Motion" suchst, erhältst du verschiedene Anbieter. Ich habe diese hier ausprobiert. Stelle gerne deine Erfahrungen mit dieser oder anderen Apps als Tipp in die Kommentare.
- Besonders einfach kannst du deine Kamera oder dein Handy bedienen, wenn du ein Stativ hast. Die Kamera darf sich ja nicht bewegen, damit es später wirklich echt aussieht. Wenn du kein Stativ hast, kann man die Kamera oder das Handy aber auch vorsichtig mit Kreppband an einem festen schweren Gegenstand fixieren.
Und schon kann es losgehen. Lege deinen Gegenstand für die Kamera gut sichtbar hin und mache ein Foto. Dann bewegst du den Gegenstand ein klein wenig - etwa um eine Fingerbreite - und machst das nächste Bild. Auf diese Weise fährst du fort, bis die Bewegung abgeschlossen ist. Die App, verwandelt nun deine einzelnen Fotos in einen Film.
Ein Video-Tutorial und die kleinen Filme, die ich heute für dich gedreht habe, kannst du dir bei Instagram anschauen. Ich habe übrigens tatsächlich meine Farben zum Leben erweckt und sie haben mir einen Regenbogen gemalt.
Nun wünsche ich dir viel Spaß beim Filmen und Zaubern.
Tatsächlich bin ich richtig gespannt, welche Dinge du zum Leben erwecken wirst. Wenn es deine Eltern erlauben, dann teile doch deinen Stop-Motion-Film mit anderen Kindern, der Die Heimlichdrachen Community und mir auf Instagram . Über den Hashtag #Heimlichdrachen kann dein Film leicht gefunden werden. Fügst du den Tag @die_heimlichdrachen hinzu, kann ich ihn für dich im Feed oder in den Stories zeigen.
Morgen findest du auf dem Die Heimlichdrachen Instagram Account, im Poscast bei Spotify und Anchor undhier auf dem Blog wieder eine künstlerische Aktivität. Ich freue mich auf dich!
Herzliche Grüße
deine Katharina
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